unbezahlte Werbung | Rezensionsexemplar
Ich wusste nicht richtig, was ich von diesem Buch erwarten sollte, als ich es angefangen habe, zu lesen. Wahrscheinlich lag es deswegen auch so lange auf meinem SuB. Ich lese meistens die Bücher, auf die ich gerade Lust habe, und wenn ich nicht genau weiß, was für einen Typ Buch ich vor mir habe, habe ich auch selten das Bedürfnis, es jetzt sofort zu lesen.
Nun habe ich das Buch aber durchgelesen und bin mindestens genauso verwirrt wie vorher. Mir fällt es gerade sogar schwer, das Buch zu bewerten, weil es so anders war als alles, was ich in der letzten Zeit gelesen habe. Damit will ich aber nicht sagen, dass es schlecht war – ganz und gar nicht!
Meine Bewertung: ★★★★☆
Handlung
Emmett leidet an einer Krankheit. Ihm geht es schlecht, er ist verwirrt und kann seiner Arbeit auf dem Hof seiner Eltern nicht länger nachkommen. Als die Familie eines Tages von der Buchbinderin Seredith kontaktiert wird, die Emmett ausbilden möchte, müssen die Eltern nicht lange überlegen: Sie schicken Emmett zu ihr; ob er will, oder nicht.
Emmett macht sich Sorgen. Seine Eltern haben Bücher aus ihrem Leben verbannt, genau wie die meisten anderen Menschen. Und auch Seredith macht ein großes Geheimnis um ihre Bücher: Oft kommen fremde Menschen zu ihr und verbringen Stunden mit der Buchbinderin in einer Kammer, die Emmett nicht betreten darf.
Ihm kommt ein schrecklicher Verdacht: Nimmt Seredith den Menschen ihre Seelen?
Als die Buchbinderin plötzlich stirbt, steht Emmett noch immer vor dem großen Rätsel, was es mit dem Binden auf sich hat. Während das Rätsel immer gefährlicher wirkt, steht er nun ganz alleine da und muss schauen, wie er ohne Seredith zurechtkommt. Wird er das Geheimnis lösen, oder begibt er sich in noch größere Gefahr?
Meine Meinung
Die Idee des Buches ist genial. Alles dreht sich darum, was Bücher eigentlich sind und was es mit dem Buchbinden auf sich hat. Wie ihr vielleicht schon erraten habt, ziehen sich die Konsequenzen dessen durch die ganze Geschichte. Ohne an dieser Stelle zu viel zu verraten kann ich sagen, dass ich die Entstehung der Bücher sehr logisch fand. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass genau das der Ursprung der Bücher ist! Zum Glück ist es anders – ansonsten würde ich mein Hobby an dieser Stelle nochmal deutlich hinterfragen.
Die Geschichte spielt in unserer Welt, obwohl der Beruf des Buchhändlers ein anderer ist, als wir ihn kennen. Ich hatte den Eindruck, als ob die Geschichte vor einiger Zeit, wahrscheinlich vor mehreren Jahrzehnten oder Jahrhunderten, spielt, obwohl dies nicht explizit gesagt wurde. Die Autorin hat die Orte und Personen sehr gut beschrieben, sodass ich gleich ein Gefühl für die Umwelt bekommen habe und mich direkt in die Charaktere hineinversetzen konnte.
Insbesondere Emmett ist mir ans Herz gewachsen. Er versucht die ganze Zeit, das Richtige zu tun, ist dabei aber so menschlich und neugierig, dass es nicht gekünstelt wirkt. Oft ist er in Situationen, die ausweglos erscheinen bzw. in der er einen Fehler machen muss, egal was er auch tut. Dadurch habe ich umso mehr mit ihm mitgefiebert.
Einige Themen, die in „Die verborgenen Stimmen der Bücher“ aufkamen, haben mich überrascht, insbesondere LGBTQ+ und Vergewaltigung. Obwohl beides im Endeffekt eine wichtige Rolle im Buch gespielt hat, habe ich einfach nicht damit gerechnet. Dennoch fand ich, dass mit beiden Themen sehr angemessen umgegangen wurde.
Wegen den Vergewaltigungen, die zwar nicht detailliert beschrieben werden, aber eben doch Bestandteil des Buches sind, möchte ich an dieser Stelle eine Triggerwarnung aussprechen.
Der Schreibstil von Bridget Collins ist sehr flüssig und angenehm zu lesen. Er ist der Geschichte angemessen und gibt ihr das „gewisse etwas“, durch dass die Verzweiflung und das Rätselhafte noch besser zur Geltung kommen.
Das Cover
Ich hätte mir ehrlich gesagt ein passenderes Cover für „Die verborgenen Stimmen der Bücher“ vorstellen können. Der Mann auf dem Cover soll wahrscheinlich eine der Hauptfiguren darstellen, aber ich könnte nicht sagen, welche. Blumen spielen im Buch nur eine untergeordnete Rolle.
Fazit
Mich hat „Die verborgenen Stimmen der Bücher“ zugleich fasziniert und verwirrt. Ich denke, dass ich noch ein paar Tage brauche, um es komplett zu verdauen, aber es hat mir insgesamt sehr gut gefallen.
Bridget Collins: Die verborgenen Stimmen der Bücher
Verlag: Aufbau
E-Book, 467 Seiten in der gebundenen Ausgabe
Übersetzt von Ulrike Seeberger
ISBN: 978-3-352-00921-1
mehr dazu auf der Seite des Verlags
Ich habe dieses Buch als kostenloses Rezensionsexemplar erhalten – vielen Dank an den Aufbau Verlag!
Dennoch bleibt meine Meinung unverfälscht.