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Ich möchte gerne mehr für die Umwelt tun und Müll zu reduzieren ist definitiv ein Aspekt, bei dem ich mich verbessern möchte. Während Biomüll und Papier relativ gut recycelt bzw. abgebaut werden können, sieht das bei Plastik leider anders aus. Daher habe ich mich mit dem Thema „plastikfrei Leben“ befasst und dazu das Buch #einfach plastikfrei leben von Charlotte Schüler gelesen.
[unbezahlte Werbung, Rezensionsexemplar]
Meine Bewertung: ★★★★☆
Das Buch
Nach einer Einleitung zum Thema Plastik gibt es im Buch vor allem Tipps und Tricks, wie man seinen Alltag plastikfrei(er) gestalten kann. Es werden konkret Produkte genannt, die ersetzt werden können und Routinen erklärt, die man in seinen Alltag etablieren kann, um den Plastikfallen zu entkommen. Der Fokus liegt darauf, dass es zwar etwas Mühe erfordert, aber gar nicht so schwer sei.
Das Thema Plastik an sich ist relativ kurzgehalten. Mir ist in dem Kapitel leider ein inhaltlicher Fehler aufgefallen, was dazu geführt hat, dass ich auch den anderen Fakten gegenüber misstrauisch war. Dennoch war es schön auf den Punkt gebracht.
Der größte Teil des Buchs befasst sich mit einem Vier-Schritte-Programm zu einem plastikfrei(er)em Leben. Die einzelnen Kapitel haben sich inhaltlich leider nicht besonders voneinander abgegrenzt und oft wurden die gleichen Aspekte in mehreren Kapiteln wiederholt, wie z.B. der Verweis auf Unverpackt-Läden. In allem Kapiteln fanden sich sehr hilfreiche, konkrete Tipps, was man tun kann, um Plastik aus seinem Alltag zu verbannen. Viele fand ich interessant, aber auch einige schwer umsetzbar bzw. aktuell (noch) nicht mit meinem Leben vereinbar. Das Problem ist aber nicht, dass die Autorin schlecht recherchiert hat, sondern dass es auf dem Markt in vielen Bereichen einfach zu wenige plastikfreie Alternativen gibt.
Leider habe ich mich im Buch allgemein ein bisschen zu sehr „bemuttert“ gefühlt.
Für meinen Geschmack wurde zu oft erwähnt, dass es doch gar nicht so schwer sei, auf Plastik zu verzichten. Dafür, dass ein plastikfreies Leben machbar ist, gibt es im Buch genug Argumente, aber einfach ist es meiner Ansicht nach nicht; daran hat leider auch das Buch nichts geändert. Mehr dazu im Abschnitt „Was ich durch das Buch gelernt habe“.
Mein Experiment
Müll reduzieren kann jeder, insbesondere Plastikmüll. Schon bevor ich dieses Buch gelesen habe, habe ich einiges gegen zu viel Plastik unternommen. Bei uns gibt es zu Hause Wasser aus dem Wassersprudler oder abgefülltes Leitungswasser zum Mitnehmen. Wir versuchen, viel frisch zu kochen (auch wenn es zugegebenermaßen nicht immer klappt) und unsere Vorräte in Glasdosen mit Plastikdeckel zu lagern. Zum Einkaufen habe ich immer Leinenbeutel dabei. Meine Wattestäbchen bestehen nicht mehr aus Plastik. Und generell versuche ich nur das zu kaufen, was ich brauche – für zu viel unnötigen Kleinkram habe ich sowieso keinen Platz.
Einkaufen auf dem Markt
Während ich mich genauer mit diesem Buch auseinandergesetzt habe, wollte ich einige Tipps und Tricks ausprobieren. Als erstes ging es zum Markt. Frisches, lokales Obst und Gemüse bekommt man hier immer noch am besten. Alternativ bin ich auch ein großer Fan von Hofläden, aber in meiner Nähe gibt es leider keinen.
Auf dem Markt in meiner Nähe gab es zwar nur zwei Stände, nämlich einen Gemüsestand und einen Brotstand, aber das hat für mich ausgereicht. Ich habe fast alles bekommen, wonach ich gesucht habe.
Leider gibt es diesen Markt nur samstags. Das ist sehr schade, weil sich nicht alles eine Woche lang hält und ich auch nicht immer eine Woche im Voraus planen kann oder will. In der Stadt, in der ich früher gewohnt habe, gab es immerhin zweimal pro Woche einen Markt mit deutlich mehr Ständen. Ihr solltet auch also informieren, was es in eurer Nähe gibt und ob ihr es zu den Zeiten schafft, dort einzukaufen. Preislich waren die meisten Produkte nicht teurer als im Supermarkt.
Sich Produkte in mitgebrachte Boxen füllen lassen
Im Buch wird immer wieder hervorgehoben, dass man sich vielerorts Produkte in selbst mitgebrachte Behälter füllen lassen kann. Ich habe das in einem Schokoladengeschäft ausprobiert und es hat tatsächlich funktioniert. Ich bin zwar ziemlich schräg angeschaut worden, aber habe meinen Wunsch ohne Diskussion erfüllt bekommen.
Zwar musste ich dafür den ganzen Nachmittag eine ziemlich schwere Glasbox mit mir rumschleppen, aber es hat sich gelohnt. Ich habe mich sehr gefreut, dass es so gut geklappt hat – immerhin kann man so ein ganz, ganz kleines bisschen die Welt retten. Leider habe ich nicht immer eine Glasbox in der Tasche und muss ganz gezielt vorher planen, wenn ich etwas einkaufen will. Das ist zwar mehr Aufwand, aber nicht unmöglich.
Im Unverpackt-Laden einkaufen
Ich habe in der Vergangenheit bereits öfters in einem Lübecker Unverpackt-Laden eingekauft und bin dort sehr freundlich behandelt worden. Nun habe ich einen Münchener Laden ausprobiert und habe mich deutlich weniger wohl gefühlt. Die Stimmung in dem Geschäft war mir zu angespannt. Zudem war er etwa eine halbe Stunde von meinem Wohnort entfernt, weswegen ich dort nur selten einkaufen können werde. Darüber hinaus habe ich ein paar unverpackte Produkte im Bioladen in meiner Nähe gefunden.
Ich habe mir zunächst zwei unverpackte Produkte gegönnt: Eine Körperseife und Buchweizenmehl. Von der Seife bin ich noch nicht 100%ig überzeugt, aber schlecht ist sie nicht. Produkte wie Buchweizenmehl würde ich generell gerne unverpackt kaufen.
Meine Erfahrungen mit Unverpackt-Läden sind gemischt. Das Konzept gefällt mir extrem gut, aber leider sind die Produkte oft überteuert. Der Rundkornreis hat z.B. 4,99€ / kg gekostet. Okay, es ist Bioreis, aber dennoch finde ich die Preise deutlich zu hoch. In der Theorie müssten die Produkte doch günstiger sein, weil die Hersteller sich die Plastikverpackung und den Verpack-Vorgang sparen könnten. Aber in der Realität sieht es leider anders aus, was bestimmt auch daran liegt, dass die Hersteller nicht darauf vorbereitet sind. Auch andere plastikfreie Produkte sind viel zu teuer. Ist 30€ für eine Brotdose aus Metall gerechtfertigt? Zumal man theoretisch gleich mehrere bräuchte, um seine Vorräte darin aufzubewahren.
Einige unverpackte. bzw. Mehrweg-Produkte sind gar nicht so viel teurer als verpackte Einweg-Produkte. Mehrwegstrohhalme könnten sich z.B. mit der Zeit rechnen. Bei meiner Körperseife muss ich noch abwarten, wie ergiebig sie ist. Sie war deutlich teurer als mein Duschgel, soll aber auch länger halten. Auch einige unverpackte Lebensmittel sind preislich in Ordnung gewesen.
An der Preispolitik muss sich trotzdem schnellstens etwas ändern, wenn man die breite Masse erreichen will. Als gutverdienender Single-Haushalt oder kinderloses Pärchen mag der Lebensstil bezahlbar sein, aber eine normale, fünfköpfige Familie wird sicherlich schnell an ihre finanziellen Grenzen stoßen. Natürlich kann man sich hier und da mal ein plastikfreies, teureres Produkt gönnen. Aber in diesem Konzept geht es darum, Plastik komplett aus seinem Alltag zu verbannen und das ist leider sehr teuer, wenn man kaum Komfort einbüßen will.
Was ich durch das Buch gelernt habe
Im Endeffekt scheitert es bei mir nicht an mangelndem Wissen, sondern zu wenig Aufwand und zu hohen Kosten. Denn auch wenn der Titel verspricht, dass es einfach sei, plastikfrei zu leben, ist es das nicht wirklich. Man muss nicht nur genauestens die Produkte und Preise vergleichen, sondern auch noch mit seinen eigenen Behältern zu Geschäften fahren, die unverpackte Produkte anbieten. Sobald man Behältnisse braucht, die über alte Gurkengläser und Leinenbeutel hinaus geht, wird es leider schnell teuer, genau wie bei vielen unverpackten Produkten. Zudem muss man genau planen, was und wie viel man braucht, da spontan einkaufen schwierig ist.
Es gibt jedoch einige Sachen, die jeder von uns gegen Plastikmüll unternehmen kann. Zum Beispiel können wir alle versuchen, Obst und Gemüse unverpackt zu kaufen. Statt die in Plastikfolie eingeschweißten Tomaten zu nehmen, sollte man lieber zu denen ohne Folie greifen und sie direkt in den Einkaufswagen legen bzw. ein wiederverwendbares Netz benutzen. Auch Wasser aus Plastikflaschen kann man sich sparen, indem man einen Wassersprudler verwendet.
Das sind jedoch alles Themen, die mir schon vor dem Buch bewusst waren. Gute Alternativen zu tatsächlichen Problemen habe ich nur wenige gefunden. Insbesondere im Badezimmer fällt bei mir noch immer viel Müll an. Die Körperseife ist hoffentlich ein Schritt in die richtige Richtung. Manchen „DIY-Produkten“ aus dem Buch traue ich noch nicht wirklich. Vielleicht müsste ich hier einfach mehr wagen und mich noch genauer informieren, aber wenn es um meinen Körper geht, bin ich vorsichtig. Da kann aber das Buch nichts dafür, schließlich werden einige Vorschläge gemacht.
Fazit
Ich habe im Buch viele Tipps und Tricks gefunden, von denen ich die meisten allerdings schon kannte, da ich mich bereits mit dem Thema befasst habe. Ich habe gehofft, im Buch zu erfahren, wie man einen plastikfreien Lebensstil einfach gestaltet, aber muss sagen, dass ich es jetzt immer noch genauso aufwändig und teuer finde, wie vorher.
Dennoch gab es im Buch ein paar hilfreiche Tipps und Tricks für den Alltag. Wenn man sich noch nie mit dem Thema befasst hat, ist das Buch ein wirklich guter Einstieg. Und auch ich gehe jetzt mit offeneren Augen durch die Welt.
Charlotte Schüler: #einfach plastikfrei leben
Verlag: südwest
Broschiert, 160 Seiten
ISBN: 978-351-709-801-2
mehr dazu auf der Seite des Verlags
Ich habe dieses Buch als kostenloses Rezensionsexemplar erhalten – vielen Dank an den südwest Verlag!
Dennoch bleibt meine Meinung unverfälscht.