Als Vielleser ist man im letzten Jahr nicht um die Bücher der Autorin Lena Kiefer herumgekommen – zum Glück! Denn Ophelia Scale hat nicht nur Instagram erobert, sondern auch die Herzen der Leser*innen. Genau deswegen habe ich mir die Chance nicht nehmen lassen, ihr spontan fünf Fragen zu stellen. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, liebe Lena!
Wusstet ihr schon, dass Lena Kiefer nicht nur Fantasy-Bücher schreibt, sondern auch New Adult? Das erste Buch ihrer neuen Serie, „Don’t LOVE Me“ wird im Oktober bei cbj erscheinen. Im Dezember 2020 und März 2021 folgen dann schon die Bände zwei und drei. Als wäre das nicht genug, gibt es im Dezember eine exklusive Bonus-Story.
Man darf sich also schon freuen!
Transkribiertes Interview mit Lena Kiefer
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich bin mit 20 Jahren über forenbasiertes Rollenspiel zum Schreiben gekommen. Man schreibt in einer Gruppe gemeinsam an einer Geschichte; jeder aus Sicht des eigenen Charakters. Das habe ich einige Jahre gemacht, bis mein Mann gesagt hat: „Schreib doch mal was Richtiges!“. Dazu hatte ich zunächst keine Lust, weil ich nicht alleine schreiben wollte.
Eine Freundin und ich haben daraufhin beschlossen, gemeinsam zu schreiben: Eine Geschichte mit vier Charakteren aus vier unterschiedlichen Blickwinkeln. Das war mein erstes richtiges Buchprojekt und vielleicht war es ein bisschen früh – viele sagen, das erste Buch sei für die Schublade und oft das ist das tatsächlich so. Wir haben uns dann künstlerisch getrennt – nicht freundschaftlich – weil wir verschiedene Richtungen eingeschlagen haben. Als nächstes habe ich tatsächlich Ophelia Scale geschrieben.
Was findest du am Schreiben am schwierigsten?
Hmm (überlegt) – ich hasse Überarbeiten. Wirklich. Deswegen versuche ich immer schon vorher alles so zu schreiben, dass es einigermaßen passt. Es gibt Autoren, die erstmal die ganze Geschichte runter schreiben und hinterher alles editieren und umschreiben, aber das will ich nicht. Deswegen mache ich es immer gleich halbwegs richtig.
Actionszenen, wie zum Beispiel Kampfszenen und Schusswechsel, finde ich schwieriger zu schreiben, als andere Handlungen. Action ist etwas sehr Visuelles. Da braucht es manchmal mehrere Anläufe, damit der Leser es sich vorstellen kann. Als Autorin will man nicht immer das Gleiche schreiben, aber man hat eine begrenzte Anzahl an Moves, die man verwenden kann. Man kann treten, hauen…, aber es gibt nicht unendlich viele Möglichkeiten. Das macht es so schwer, Actionszenen zu schreiben. Aber ich schreibe sie trotzdem, weil ich sie so gerne mag.
Wie gehst du vor, wenn du ein neues Buchprojekt beginnst?
Inzwischen denke ich tatsächlich darüber nach, was gerade gut bei den Lesern ankommt und denke somit etwas kommerzieller, als man es vielleicht bei dem seinem ersten Buch macht, bei dem man nur schreibt, worauf man Lust hat. Ich schreibe zwar immer noch, worauf ich Lust habe, aber frage mich natürlich, ob es sich lohnt, Zeit in das Projekt zu investieren. Danach denke ich über meinen Grundkonflikt nach und welche Welt ich dafür brauche.
Oft erstelle ich sogar noch vorher meine Charaktere. Es gibt auch Autoren, meist Männer, die Thriller schreiben, bei denen es mehr um die Handlung und weniger um die Figuren geht. Ich versuche, mich auf beides zu konzentrieren. Dann suche ich mir jemanden raus, der als Vorlage für meine Figur passt.Ich habe vier Whiteboards bei mir zu Hause, an denen ich plane. Auf den Whiteboards habe ich Spalten und jede Szene ist ein Post-it in einer bestimmten Farbe; Actionszenen sind z.B. orange und Liebesszenen pink. So sehe ich auf einem Blick, ob die Szenen gut verteilt sind. Wenn z.B. irgendwo viel Gespräch stattfindet, versuche ich, etwas Dynamisches einzuschieben, damit man sich beim Lesen nicht langweilt. Die Post-its kann ich einfach umhängen.
du bist ja sehr strukturiert…
Ja, man kann vieles über mich sagen, aber an erster Stelle, dass ich sehr organisiert bin. (lacht) So war ich aber schon immer. Bei der Zusammenarbeit mit einem Verlag ist das sehr hilfreich, weil man so gleich professionell einsteigen kann.
Bringst du manchmal persönliche Erlebnisse in deine Geschichten ein?
Man kann sich nie ganz raushalten. Man findet immer Elemente an den Figuren, die man mag oder nicht mag.
Aber bei Fantasy-Projekten benutzt man weniger eigene Erlebnisse als Inspiration. Auch in meinem neuen New Adult Projekt findet man keine persönlichen Erlebnisse wieder.
Mein eigenes Leben ist eigentlich auch sehr, sehr langweilig; das will, glaube ich, niemand lesen. (lacht)
Wer darf deine Texte zuerst lesen und ab wann?
Mein Mann ist der Erste, der meine Text zu lesen kriegt. Bei Ophelia Scale 1 war es tatsächlich so, dass ich es ihm abschnittsweise gegeben habe. Mittlerweile kriegt er es erst, wenn die Rohfassung fertig ist. Er muss jetzt New Adult lesen. (lacht) Er ist ein sehr emotionaler Mensch und geht bei Geschichten immer sehr mit, während ich eher ein rationaler Mensch bin. Er kann mir dann sagen, was er für einen Eindruck von den Figuren hat. Wenn er heulend zu mir kommt und ich ihn frage, welche Szene es war, weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe. Das sind dann meistens die Stellen, bei denen ich beim Schreiben auch geheult habe. So kann ich es abgleichen und annehmen, dass die Leser ähnlich darauf reagieren werden. Es gibt natürlich verschiedene Leser, aber selbst die, die weniger nah am Wasser gebaut sind, reagieren oft darauf. Ich frage Leser auch gerne, welche Szenen emotional „schlimm“ waren.
Falls das Interview euer Interesse geweckt hat, findet ihr hier ein paar weiterführende Links:
Website von Lena Kiefer
Lena Kiefer bei der Verlagsgruppe Random House
Lena Kiefer auf Instagram