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Stellt euch vor, ihr müsstet plötzlich auf alle Farben in eurem Leben verzichten: Nach und nach verschwinden sämtliche Farben des Regenbogens. Erst, wenn man auf Farben verzichten muss, merkt man, wie wichtig sie tatsächlich sind. Wie erkennt man, ob eine Banane reif ist, wenn man nicht erkennen kann, ob sie gelb oder grün ist? Welche gravierenden Konsequenzen kann es haben, wenn man aus Versehen den grünen anstatt des roten Knopfs drückt?
Meine Bewertung: ★★☆☆☆
Handlung
Von heute auf morgen verschwinden plötzlich sämtliche Farben. Das wirkt sich nicht nur auf die Stimmung der Menschen aus, sondern bringt auch einige organisatorischen Herausforderungen mit sich: Die Schiedsrichter ziehen aus Versehen die falsche Karte und die Ampeln leuchten nicht mehr grün, orange und rot, sondern ausschließlich grau.
Arthur will die Farben jedoch nicht so schnell aufgeben. Als ehemaliger Mitarbeiter einer Buntstiftfabrik hat er ein ganz besonderes Verhältnis zu ihnen. Durch Zufall findet er heraus, dass die Tochter seiner Nachbarin Charlotte die einzige ist, die die Farben auf fast magische Art und Weise wieder herbeizaubern kann.
Charlotte ist die einzige, die die Welt noch vollkommen normal wahrnimmt, denn sie ist blind. Dennoch hatten Farben für sie als Farbexpertin schon immer einen besonderen Stellenwert. Sie ist wohlmöglich die einzige Wissenschaftlerin auf diesem Gebiet, die sich ihrem Thema unvoreingenommen widmen kann, da sie keine subjektive Meinung dazu hat. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet sie den Menschen eines Tages ihre Welt erklären wird?
Meine Meinung
Die Idee hinter der Geschichte konnte mich auf Anhieb begeistern. Was passiert, wenn plötzlich sämtliche Farben auf seltsame Art und Weise verschwinden und niemand eine gute Erklärung parat hat? Zudem wollte ich natürlich herausfinden, ob die Farben im Laufe der Geschichte wieder auftauchen.
Leider musste ich feststellen, dass ich das Buch etwas zähflüssig empfand. Das Problem war nicht, dass der Inhalt besonders ausgeschmückt war, sondern vor allem, dass ich mich nie wirklich in die Geschichte hineingefunden habe. Die Figuren waren schwer greifbar und ich konnte mich bis zum Schluss mit keiner von ihnen identifizieren. Insbesondere Charlotte kann ich immer noch nicht einschätzen.
Hinzu kam, dass man bereits früh in der Geschichte erfahren hat, welchen Weg es geben könnte, um das Problem der fehlenden Farben zu lösen. Zwar wurde es einmal spannend, doch wenige Seiten später war es auch schon wieder vorbei. Das war wirklich schade, denn die Idee hinter diesem Spannungsbogen war wirklich gut. Ich hätte mir gewünscht, dass sich der Autor Jean-Gabriel Causse stärker darauf fokussiert hätte.
Statt viel Spannung gab es in dem Roman „Morgen wird der Himmel voller Farben sein“ Sprünge in der Geschichte, die mir nicht logisch erschienen. Vieles passierte viel zu plötzlich und ohne Überleitung.
Dennoch gab es auch einige Aspekte, die mir sehr gut gefallen haben. Die Anekdoten aus der Presse gehörten definitiv dazu. An einigen Stellen in Buch findet man eine „Eilmeldung auf lemonde.fr“, einer großen französischen Zeitung; zum Beispiel „E.L. James soll in Kürze ihren neuen Roman veröffentlichen: One Million Shades of Grey“ (S. 116) oder „Der Präsident der Republik Frankreich hat das Holi-Fest zum nationalen Feiertag erklärt“ (S.278).
Ich fand diese Art und Weise, die Gesellschaft und Politik zu beschreiben, ohne es aktiv in die Geschichte einzubinden, schön. Außerdem konnten mich einige der Meldungen zum Schmunzeln bringen.
Zudem hat man als Leser viel über Farben erfahren. Ich habe den Eindruck, dass sich Jean-Gabriel Causse intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Ich bin außerdem dazu angeregt worden, über meine eigene Farbwahrnehmung nachzudenken.
Das Cover
Die Designer hätten meiner Meinung nach gerade bei so einem Thema besonders kraftvolle und gut aufeinander abgestimmte Farben verwenden müssen. Vielleicht hätten sie auch mit dem Unterschied zwischen einer bunten Welt und einer in Graustufen spielen können, um so den Effekt der fehlenden Farben hervorzuheben. Leider ist das Cover jedoch in eher gedeckten, nicht besonders gut zusammenpassenden Farben gestaltet worden.
Es kommt jedoch gut rüber, dass das Buch in Frankreich spielt. Das liegt nicht nur daran, dass sowohl der Eiffelturm als auch Notre Dame abgebildet sind, sondern auch am Kleidungsstil und der Bildstimmung. Allerdings erinnern mich die abgebildeten Personen leider nicht an die Hauptfiguren im Buch.
Fazit
Mich konnte das Buch leider nicht vollends überzeugen. Allerdings weiß ich, dass es anderen Lesern besser gefallen hat und würde deshalb nicht von dem Buch abraten. Die Idee war wirklich gut und vielleicht gefällt euch die Art und Weise, wie sie formuliert wurde. Für mich waren sowohl die Geschichte als auch die Figuren zu wenig greifbar.
Jean-Gabriel Causse: Morgen wird der Himmel voller Farben sein
Verlag: Penguin
Taschenbuch, 304 Seiten
Übersetzt von Nathalie Lemmens
ISBN: 978-3-328-10424-7
mehr dazu auf der Seite des Verlags
Ich habe dieses Buch als kostenloses Rezensionsexemplar erhalten – vielen Dank an den Penguin Verlag!
Dennoch bleibt meine Meinung unverfälscht.