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Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse ist der erste Gegenwartsroman der schwedischen Schriftstellerin Frida Skybäck. Ich habe selbst ein paar Jahre in Schweden gewohnt und war daher umso neugieriger, als ich gehört habe, dass das Buch von einer schwedischen Autorin geschrieben wurde.
Meine Bewertung: ★★★★☆
Handlung
Charlotte hat ihren Mann an eine Krankheit verloren, obwohl sie noch viel zu jung ist, um verwitwet zu sein. Sie stürzt sich in Arbeit, um sich abzulenken und ihre Gefühle zu verdrängen. Doch dann kommt unerwartet eine Nachricht aus London, denn sie hat dort ein Haus von ihrer Tante geerbt, die sie nie kennenlernen durfte. Darin befindet sich eine ziemlich heruntergewirtschaftete Buchhandlung, die Charlotte wieder auf Vordermann bringen möchte. Ihr eigentlicher Plan, das Haus samt Buchhandlung schnellstmöglich zu verkaufen wird von äußerst netten, kampfbereiten Mitarbeiterinnen und Hausbewohnern durchkreuzt.
Meine Meinung
Man bekommt mit diesem Buch alles, was man sich von einem Wohlfühlroman erhofft. Die Geschichte ist interessant, obwohl sie keine unerwarteten Wendungen nimmt. Sie bedient viele verschiedene wichtige Themen – Freundschaft, Liebe, Familie, Trauer und die Einstellung zum Leben.
Die Figuren sind herzerwärmend und entwickeln sich im Roman toll weiter! Charlotte fand ich auch nach 540 Seiten teilweise noch schwer greifbar. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass sie selbst nicht so recht weiß, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Ihr Mann ist vor kurzem verstorben, ihre Mutter lebt leider auch nicht mehr und alles, was ihr noch bleibt, ist ihre eigene Firma. Mich hat es ein wenig gewundert, dass ihre alten Freunde im Buch kaum eine Rolle spielen, aber es ist ja nicht gesagt, dass sie überhaupt gute Freunde hatte. Ich fand es daher sehr einleuchtend, dass sie sich in Arbeit stürzt; so kann sie schließlich ihren Gefühlen aus dem Weg gehen. Charlottes Trauer hätte meiner Meinung nach ein bisschen stärker herausgearbeitet werden können. Wäre es nicht einleuchtend, dass ein Mensch so richtig anfängt zu trauern, wenn er die „ich-stürze-mich-in-Arbeit-um-mich-abzulenken“-Phase überwunden hat? Jeder trauert anders, deswegen will ich die Lösung im Buch nicht als „falsch“ ankreiden, aber ich hätte es realistischer gefunden, wenn sie mit dem Thema noch mehr zu kämpfen gehabt hätte.
Die beiden Angestellten, Sam und Martinique, waren wirklich super ausgearbeitet. Sam war eher die Verrückte und Impulsive, während Martinique die Rolle einer herzlichen Mutter, die immer nur das beste für alle anderen will, eingenommen hat. Beide hatten ihre eigene Geschichte, die den Charakter der Figuren besonders herausgestellt hat.
Ich habe mich in der Geschichte sehr wohl gefühlt und fand es schade, die Buchhandlung nun wieder verlassen und von den Figuren Abschied nehmen zu müssen. Falls es eine Fortsetzung geben wird, werde ich sie mit Sicherheit lesen.
Das Cover
Das Cover passt meiner Meinung nach gut zum Buch, da es die Bodenständigkeit widerspiegelt, die in der Geschichte sehr prominent ist. Die Buchhandlung stelle ich mir viel allerdings viel romantischer vor, als auf der Illustration abgebildet. Weiße, eckige Regale und abstrakte Bücherformen passen leider wenig zu der urigen Wohlfühlatmosphäre, die das Buch vermittelt.
Fazit
Der Roman umfasst eine wunderbare Wohlfühlgeschichte, die sich um die Hauptfigur Charlotte dreht, die unerwartet ein Haus inklusive Buchhandlung in London geerbt hat. Die Figuren waren toll ausgearbeitet, obwohl Charlotte teilweise aufgrund ihrer komplexen Gefühlslage schwer einschätzbar war. Das Buch ist es wirklich wert, gelesen zu werden!
Frida Skybäck: Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse
Verlag: Insel Taschenbuch
Broschiert, 540 Seiten
ISBN: 978-3-458-36440-5
mehr dazu auf der Seite des Verlags
Ich habe dieses Buch als kostenloses Rezensionsexemplar erhalten – vielen Dank an den Insel Verlag!
Dennoch bleibt meine Meinung unverfälscht.